Wie über Ausschwitz erzählen?
Thomas Schweikert, Spoken Word Performance
Eva Zöllner, Musik
Eine Kooperation mit Denkbares. Begegnungen mit Menschen und Büchern
Kultur-Kasino, Kasinostraße 7, 56203 Höhr-Grenzhausen
Eintritt 15,-/10,- Euro an der Abendkasse
Der „Roman eines Schicksallosen“ des ungarischen Literatur-Nobelpreisträgers Imre Kertesz spielt in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs. György Köves, das Kind einer jüdischen Familie, ist 14 Jahre alt und wird während des Arbeitsdienstes in Budapest festgenommen und nach Auschwitz deportiert. Der Gaskammer entgeht er nur dadurch, dass er sich als Sechzehnjähriger ausgibt. Nach seiner Ankunft stellt er mit Blick auf die Menschenschlange, die sich vor dem selektierenden Arzt in zwei Gruppen teilt, bewundernd fest: „ Alles war in Bewegung, alles funktionierte, jeder war an seinem Platz und machte das Seine, exakt, heiter, wie geschmiert.“
Wie über Auschwitz erzählen? Da es dem Schriftsteller Kertész nicht gelingt, einen Sinn in dem zu finden, was er seinerzeit selbst erleben musste, lässt er die Wirklichkeit des Lagers aus der kindlich-naiven Sicht seines Protagonisten György Köves erzählen. Selbst die grausamsten Dinge werden von György rationalisiert und gleichsam objektiv betrachtet und erzählt. Damit erzeugt Kertész beim Leser und Zuhörer des Romans noch heute Fassungslosigkeit, Betroffenheit und innere Widerstände, die dazu führen (sollen), das Unvergessliche nicht zu vergessen.
In einer Spoken Word Performance wird dem „Roman eines Schicksallosen“ sprachlich und musikalisch Gehör verschafft. Und dies vielleicht ganz im Sinne von Kertész: „Die Realität von Auschwitz ist eine unvorstellbare Welt, eine Welt, die sich nur mittels ästhetischer Phantasie vorstellen lässt …“